Bombastischer Abschluss der Zeltsaison
Die Krefelder Power-Metaller von Blind Guardian bringen das Ulmer Zelt noch ein letztes Mal für diese Saison zum Kochen
Hieß es vorige Woche noch „Wenige Restkarten verfügbar“, prangt seit ein paar Tagen das Label „Ausverkauft“ auf der Konzertankündigung. Rund 1200 Fans aus nah und fern fanden den Weg in die Ulmer Friedrichsau, um mit einem Bombast-Feuerwerk von Blind Guardian einen würdigen Abschluss der Zelt-Saison zu feiern. Wenige Tage zuvor spielte die Band, deren im vergangenen September erschienenes Album „The God Machine“ auf Anhieb den Sprung auf Platz zwei der Album-Charts schaffte und damit eins der erfolgreichsten Alben der Gruppe ist, noch vor gut 24.000 Menschen auf dem Rockharz Open Air, und auch auf Wacken sind sie Dauergast. 1984 in Krefeld gegründet, zählt die Band heute neben Helloween, Grave Digger und Rage zu den erfolgreichsten und einflussreichsten deutschen Power-Metal-Bands.
Doch zu Beginn kommt erst einmal – traditionell am letzten Zelt-Tag – die gesamte Zelt-Mannschaft auf und vor die Bühne und wird vom Publikum gefeiert. Gedankt wird den ehrenamtlichen Helfern, den Gastro-Mitarbeitern, Technikern und und und – viele von ihnen haben in den vergangenen Wochen alles gegeben und viel Freizeit investiert, damit die Saison 2023 ein Erfolg wird.
Um kurz nach Acht betreten dann Blind Guardian die Bühne, deren Frontmann Hansi Kürsch nach dem Opener „Imaginations From the Other Side“ erstmal mit dem Publikum flachst und sich selbst angesichts der Location als Dompteuse einer Zirkusshow bezeichnet. Gitarrist André Olbrich wird als Silberlocke betitelt, sein Kollege Marcus Siepen als schüchternes, aber zeitweilig biestiges Weibchen. Dann ist es aber auch genug mit den Witzeleien – nacheinander folgen „Welcome to Dying“ und „Nightfall in Middle Earth“, womit wir dann erstmals in Tolkiens „Herr der Ringe“-Welt eintauchen, sowie „Script for My Requiem“. Anfangs scheint das Publikum noch ein wenig ruhig zu sein, was vielleicht auch der extrem dämpfigen Hitze im Zelt geschuldet ist, aber Kürsch wäre nicht er selbst, wenn er es nicht verstehen würde, den Leuten immer und immer wieder Beine zu machen. Im Lauf des Konzerts wird die Stimmung auch immer besser.
Eine schnelle Nummer jagt die nächste, darunter mit „Deliver Us From Evil“ auch die einzige Nummer des Abends vom aktuellen Album, und eigentlich kann einem Frederik Ehmke, der Schlagzeuger, schon fast ein wenig leid tun, legt er doch ein beinahe irrsinniges Tempo vor und malträtiert die Double Bass in einer Art,, die so nicht allzu viele schaffen. Kürsch indes ist stimmgewaltig wie eh und je und liefert eine nahezu perfekte Performance ab, ebenso die beiden Gitarristen und Bassist Johan van Stratum, der erst seit 2021 die Band unterstützt. Jung und Alt feiern lautstark in einem großen friedlichen Miteinander ein wahres Feuerwerk an Songs, vom Schüler bis zum Rentner ist hier wirklich jede Altersklasse vertreten. „Time Stands Still at the Iron Hill“ kommt bei den Fans riesig an und langsam bilden sich vor der Bühne auch endlich erste Moshpits.
Zum Runterkommen gibt es zwischendurch den akustischen Evergreen „The Bard’s Song“, der von den Fans wie immer textsicher mitgesungen wird, gefolgt von „The Hobbit“ und dem bei der Band schon seit geraumer Zeit nicht mehr allzu beliebten, beim Publikum aber nach wie vor gefeierten Speed-Metal-Klassiker „Majesty“ aus den 80ern. Ein laut Kürsch phänomenaler Abend geht langsam zu Ende – jedoch nicht ohne lautstark geforderte Zugaben. „Sacred Worlds“, „Valhalla“, wieder unter großartiger Publikumsbeteiligung, und als Rausschmeißer „Mirror, Mirror“. Alles in allem ein gelungenes Konzert, aber der ein oder andere Titel von „The God Machine“ hätte gerne seinen Weg auf die Setlist finden dürfen.
Ab September sind die Jungs auf Tour durch Deutschland für ihr neues Album, nächstes Jahr feiert die Band ihr vierzigjähriges Bestehen.








