Dass Soprangesang und Heavy Metal durchaus Hand in Hand gehen können, zeigte die finnische Band Nightwish schon vor über 25 Jahren. Zwei ehemalige Mitglieder dieser Band waren jetzt im Roxy zu Gast: die 2005 entlassene Sängerin Tarja Turunen und der Bassist und Sänger Marko Hietala, der die Gruppe 2021 selbst verließ. Auf der Südamerika-Tour von Tarja Turunen trafen die beiden erstmals seit Jahren wieder aufeinander, und nach ihrer gemeinsamen Single „Left on Mars“, die im Frühjahr erschien, ergab sich schon bald eine gemeinsame Tour unter dem Motto „Living the Dream Together“.
Den Abend im Roxy eröffnet die Schweizer Nu Metal-Band Chaoseum um Sänger CK Smile, deren brachialer Sound stark an die Amerikaner von KoRn erinnert. Trotz des von den beiden Hauptacts doch stark unterschiedlichen Stils kommen die Schweizer beim Ulmer Publikum gut an.
Nach kurzer Pause tritt Marko Hietala mit seiner Band auf die Bühne und lässt die Wände mit Progressive Rock wackeln. „Star, Sand and Shadow“, „Frankenstein‘s Wife“, „Juoksen rautateitä“ und andere Songs schallen durch die Werkhalle.
Zu „Left on Mars“ kommt an diesem Abend auch erstmals Tarja Turunen mit auf die Bühne, was die Fans frenetisch feiern. Zum Schluss gibt es „War Pigs“, eine Coverversion des Black Sabbath Songs von 1970, die Marko Hietala explizit den Herren Putin, Erdogan, Netanjahu, Orban und Trump widmete. Auf Songs seiner alten Bands Northern Kings oder Tarot, mit der er schon in den 80er-Jahren durch die Lande zog, hofft man aber vergeblich.
Publikumsliebling Tarja Turunen eröffnet ihren Part mit „Eye of the Storm“. Ihre Stimme hat in den 19 Jahren, die sie nun schon ohne Nightwish als Solokünstlerin unterwegs ist, nichts an Strahlkraft verloren und ist in Verbindung mit dem symphonisch angehauchten Metal nach wie vor eine einmalige Kombination. „Oasis“ wird von Tarja Turunen, die dazu auch das Keyboard spielt, dann kurz alleine performt, bevor die Band zu „Shadow Play“ wieder dazustößt.
Im zweiten Teil der Show kommt Marko Hietala zu „Dead to the World“ auch wieder auf die Bühne – neben diesem und zwei weiteren älteren Nightwish-Songs unterstützt er Tarja Turunen aber auch bei ihren eigenen Songs „Dark Star“ und „Dead Promises“. „Wish I Had an Angel“ und „Until My Last Breath“ bilden dann den fulminanten Abschluss eines fast dreistündigen Musikerlebnisses.