Ein Konzertbericht – an Fotografie aus der 6. bis 10. Reihe ist mit der ultraschwammigen Kamera des Samsung A21 nicht zu denken (anbei trotzdem ein paar Schnappschüsse – sie sind grausig…), und eine Akkreditierung als Pressefotograf konnte ich für das Konzert leider nicht ergattern…
Als vor 10 Jahren das Musikvideo zu „Gimme Chocolate‼“ viral ging und sie kurze Zeit später als Opener auch noch auf der Hauptbühne des renommierten Download Festivals in Großbritannien vor 65.000 Leuten auftreten durften, empörten sich nicht wenige recht konservativ angehauchte Metalfans über die drei Teenie-Mädchen aus dem Land der aufgehenden Sonne. Allerdings gibt der Erfolg den mittlerweile in ihren 20ern angelangen Frauen und dem Team um sie herum durchaus recht. Mit jedem Album wurde die Musik komplexer, reifer, ernsthafter, die Instrumentalisierungen immer ausgefeilter, Su-Metals glockenhelle Sopranstimme immer noch besser. Kollaborationen gab es zuhauf, u.a. mit Alissa White-Gluz (Arch Enemy), Joakim Brodén (Sabaton), Scott LePage, Tim Henson (beide Polyphia), Sam Totman, Herman Li (beide DragonForce), Bring Me the Horizon und und und… Mittlerweile ist mit „The Other One“ der vierte Longplayer auf dem Markt, der im Gegensatz zu den drei anderen Alben relativ düster und ernst daherkommt – nur um dann im Sommer 2023 mit RATM-Gitarrist Tom Morello erneut eine Partynummer mit „WTF⁉“-Faktor rauszubringen.
Zurück nach München: Bevor das Konzert im ausverkauften Zenith losging, hieß es erst einmal brav Schlange stehen. Normal kein Problem – nur diesmal brach plötzlich ein Schneesturm über uns herein. Naja, am Merch-Stand gabs Handtücher zu kaufen und der Glühweinstand dürfte in der halben Stunde Bibberwetter nen recht guten Umsatz gehabt haben. Irgendwann waren wir dann doch in der riesigen Halle (ca. 6000 Leute), und ich konnte mich sogar noch vor den ersten Wellenbrecher nur wenige Meter vor die Bühne platzieren (die saftig-teuren VIP-Tickets liefen wohl doch nicht ganz so wie erhofft). Wargasm aus Großbritannien eröffnete den Abend mit einer fast dreiviertelstündigen Show unter dem Motto „Angry Songs for Sad People“. Also traurig war um mich rum keiner … die Musik wurde trotzdem gefeiert.
Nach einer kurzen Umbauphase war es dann soweit – die Lichter gingen aus, die Leinwand an, die Fans jubelten – nach einer kurzen Ansage vom Band erschallt die Thrash-Nummer „BABYMETAL DEATH“ vom Debütalbum und Su-Metal (Suzuka Nakamoto, 25), Moametal (Moa Kikuchi, 24) und „Neu“-Mitglied Momometal (Momoko Okazaki, 20) beginnen mit ihrer rund einstündigen Show aus Tanz und Gesang, während die Band eine 1A-Darbietung hinlegen. Leider wird die Band – bis auf einen kurzen Moment vor „Metali!!“ nach wie vor an den Rand gedrängt und unter Masken versteckt, was mir irgendwie den Charakter einer vollständigen Band nimmt – denn so sind lediglich die drei Damen im Fokus.
Um mich herum bilden sich immer wieder Moshpits, manchmal mache ich auch selber mit, komme aber bald an meine Grenzen und ziehe mich dann ein wenig an den Rand des Pits zurück. Schön zu sehen, dass entgegen so mancher Vorurteile das Publikum nicht nur aus „alten fetten Säcken“ besteht, die die Mädchen begaffen wollen (die gibt es leider auch in der Fanbase), sondern bunt gemischt aus Metalfans, Normalos, Teenies und älteren Mitbürgern besteht – ein Mancher kam sogar im Kostüm. Und ebenfalls gut tut die Tatsache, dass alle mit dem Publikum ein wenig interagieren, selbst das ein oder andere kleine Geschenk findet den Weg auf die Bühne. Vor ein paar Jahren war das noch völlig undenkbar. Su rappt sich durch „BxMxC“, liefert sich ein Hengao-Battle mit ihren Kolleginnen bei „Megitsune“ und befiehlt stumm die Bildung einer Wall of Death vor „Road of Resistance“ nur mit einer Geste, Momo growlt „Are You Ready⁉“ nach der Kabuki-Sektion von „Metali‼“ und flirtet ausgiebig mit der ersten Reihe, Moa ist ihr übliches vor Energie übersprudelndes Selbst und stößt mit imaginären Bierkrügen mit Su und Momo während „Megitsune“ an – Koba (der Manager) trieb sich wohl immer in der Gegend des Soundboards rum, wollte ihn eigentlich gerne mal kurz anhauen, die Gelegenheit hat sich aber nicht ergeben. Zu „Monochrome“ vom aktuellen Album holen alle ihre Handys raus und sorgen mit den aktivierten Taschenlampen für eine ganz besondere Szene während der Bridge.
Nach nur einer Stunde war alles vorbei. Die letzten Töne von Road of Resistance sind noch nicht ganz verklungen, da waren die Mädels wie immer schon von der Bühne verschwunden und auf dem Weg in die Umkleiden (ein Meet & Greet mit ihnen gibt es aus diversen Gründen leider nicht, auch nicht für VIP-Ticket-Inhaber) und über die Leinwand folgten mehrere Ankündigungen, u.a. über die bevorstehende Show in der PIA Arena in Yokohama Anfang März zu Momometals 21. Geburtstag. Vielleicht wäre es für die Zukunft aber nicht ganz verkehrt, die Shows etwas länger zu gestalten (90-100 Minuten), dafür zwischendurch eine Pause einzulegen. Immerhin bezahlen Fans 60 Euro und mehr für die Karte und nehmen teilweise lange Anfahrten und Hotelübernachtungen in Kauf, da wäre es nur fair, wenn es nicht nur bei gerade so einer Stunde für den Hauptact bliebe 😉
Setlist des Abends:
- Babymetal Death
- ギミチョコ!!
- Pa Pa Ya‼ (ft. F.Hero)
- Distortion (ft. Alissa White-Gluz)
- B×M×C
- Believing
- Brand New Day (ft. Scott LePage / Tim Henson)
- Monochrome
- メタリ!!(ft. Tom Morello)
- メギツネ
- ヘドバンギャー!!
- Road of Resistance



