Eigentlich wollten wir an Allerheiligen nach Ramsau im oberbayerischen Malerwinkel fahren. Eigentlich. Ein Blick auf die Webcam der Gemeinde am Vortag genügte aber, um das Vorhaben abzublasen – der Herbst ist hier nicht nur ein-, sondern schon längst durchgezogen: die Blätter schon unten, die Bäume kahl, der ganze Zauber schon vorbei. Also musste ein Ersatz her, da das Wetter für die vermutlich letzte größere Tour 2016 doch ziemlich gut zu werden versprach. Die Wahl fiel schließlich auf das Schloss Lichtenstein in Württemberg, unweit der Ortschaft Honau.
Wir kamen um kurz vor halb elf an der Schlosspforte an und hatten Glück, denn in wenigen Minuten sollte die nächste Führung losgehen –Eintritt mit Führung ins Schloss kostet übrigens 7 €. Um halb elf begrüßte uns dann die Führerin Pauline an der Zugbrücke. Im Verlauf der Führung erfuhr man dann, dass die Burg Lichtenstein bereits im 12. Jahrhundert entstand, später auf die Burg ein Haus aufgebaut wurde, dieses im 19. Jahrhundert dann wieder abgetragen wurde. Da der Schlossherr und Mittelalterbegeisterte Wilhelm Graf von Württemberg vom Roman „Lichtenstein“ von Wilhelm Hauff aus dem Jahr 1826 fasziniert war und dieser auf einem fiktiven Schloss Lichtenstein spielte, das aber auf die real existierende Burg Bezug nahm, entschloss er sich, dieses Schloss in die Wirklichkeit umzusetzen – so entstand schließlich zwischen 1840 und 1842 das „Württembergische Märchenschloss“. Im Inneren des Schlosses gab es dann unter anderem verschiedene Gemälde, Rüstungen, Waffen und in der Trinkstube auch ein 1,93 m hohes Champagnerglas zu sehen. Nach der halbstündigen Führung konnten wir uns noch ein wenig im Schlosshof umsehen und die Aussicht über Honau, Lichtenstein und das Echaztal genießen.

Wie in Schlössern und Museen meistens üblich, ist das Fotografieren und Filmen in den Innenräumen leider verboten, daher hier nur Bilder der Außenanlagen und der Landschaften.

Weiter ging es dann über die Landstraße nach Sigmaringen, wo wir dann das im Vergleich zu Lichtenstein riesige Hohenzollernschloss besichtigten. Bei dieser Führung (€ 9,50) erfuhren wir auch mehr über das Fürstenhaus Hohenzollern-Sigmaringen, aus deren Linie unter anderem auch die rumänischen Könige zwischen 1866 und 1947 stammen. Das Fürstentum selbst bestand zwischen 1623 und 1849, als es im Land Preußen aufging, welches durch die brandenburgische Linie des Hauses Hohenzollern regiert wurde. Das Schloss selbst wurde in seiner über 900-jährigen Geschichte mehrfach umgestaltet. 1077 wurde die Burg Sigmaringen erstmals durch Herzog Rudolf von Schwaben erwähnt und gehörte der Familie von Sigmaringen-Spitzenberg, 1272 gelangte Sigmaringen an die Grafschaft Montfort, welche sie 1290 an das Haus Habsburg verkaufte. 1325 verpfändete Luipold von Habsburg die Burg an den Grafen von Württemberg, weiter gelangte Sigmaringen 1399 zu Werdenberg, unter denen die Burg im 15. Jahrhundert zum Schloss Sigmaringen umgebaut wurde. 1535 gelangte das Schloss schließlich in den Besitz der Hohenzollern. Das Schloss brannte mehrmals: vor 1530 im Badhaus, 1539 ein weiteres Mal, 1633 im Dreißigjährigen Krieg nach der Rückeroberung von den Schweden und zuletzt 1893 beim Verlegen der Stromleitungen. Die heutige Gestalt des Schlosses geht auf einen Umbau Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Das Schloss ist bis heute Stammsitz der Familie von Hohenzollern-Sigmaringen, Teile sind der Öffentlichkeit bei Führungen und Veranstaltungen zugänglich.
So gingen wir durch das Atrium des Schlosses hinauf in das überraschend modern eingerichtete Badezimmer der Fürstin – vor diesem gab es auch die Reste der Anfang des 20. Jahrhunderts eingebaute Klingelanlage zu sehen – durch das Ankleidezimmer und weiter durch andere Räume, dann hinab in die hochsensibel gesicherte Waffenkammer, in der mit über 3000 Waffen aller Art eine der größten privaten Sammlungen in Europa zu sehen ist.
Auch hier gilt leider ein Fotografierverbot in den Innenräumen, daher auch hier nur Bilder von den Außenanlagen.

Nach einer kurzen (nennen wir es mal) Stärkung bei der „goldenen Möwe“ (kalte Pommes und ein halb voll mit Eiswürfeln gefüllter Colabecher lassen grüßen) und ein paar weiteren Fotos von der Nordseite des Schlosses vom Mühlberg aus ging es dann wieder zurück in die Heimat.
