Wenn man an Ulm denkt, denkt man oft nur an das Ulmer Münster mit dem höchsten Kirchturm der Welt. Dabei hat die Stadt neben seinen noch erhaltenen Vierteln der pittoresken Altstadt (Fischerviertel, Auf dem Kreuz) – die Stadt wurde am 17. Dezember 1944 durch einen Luftangriff der Briten zu 80% zerstört – noch ein Bauwerk weit größeren Ausmaßes zu bieten: Die im 19. Jahrhundert errichtete Bundesfestung Ulm mit zahlreichen Bastionen und Forts.
Erbaut wurde sie zwischen 1842 und 1859. Der links der Donau gelegene Teil legt sich um die Altstadt Ulms und ließ dabei noch großzügig Raum für die nötig gewordene Stadterweiterung innerhalb ihrer Mauern. Rechts der Donau befand sich zu Baubeginn die kleine Gemeinde Neu-Ulm, die durch den Bau der Festungsanlagen zur Stadt heranwuchs.
Nötig geworden – zumindest aus der Sicht der damaligen Politiker des Deutschen Bundes, eines Staatenbündnisses aus 39 unabhängigen Königreichen, Fürstentümern, Herzogtümern etc. – war der Bau, damit ein erneuter Ein- und Durchmarsch der Franzosen wie zu Napoleons Zeiten verhindert werden konnte. Zu diesem Zweck wurden zunächst drei Festungen zu Bundesfestungen ausgebaut: Luxemburg, Mainz und Landau in der Pfalz. Ab 1840 wurden dann zwei weitere Festungen um Rastatt und Ulm geplant und gebaut.
Die Festung Ulm belegt dabei von all diesen Festungen in Größe und Stärke den Spitzenplatz – allein die Grundfläche ist mit 332 Hektar anderthalb mal so groß wie das gesamte Fürstentum Monaco! Die Besatzung in Friedenszeiten sollte bis zu 5.000, in Kriegszeiten bis zu 20.000 Mann betragen. Durch entsprechende Lager und Befestigungen im Festungsrayon war auch ein verschanztes Lager mit bis zu 100.000 Soldaten möglich.
Als die Festung 1859 jedoch fertiggestellt wurde, musste man feststellen, dass sie gegen die neuesten Geschütze dieser Zeit nichts ausrichten konnte und somit bereits veraltet war. Zu Baubeginn konnten Kanonen etwa einen Kilometer weit schießen und die Geschosse hatten eine recht ungenaue Flugbahn, zur Fertigstellung erhöhte sich die Reichweite auf drei Kilometer und die Flugbahn wurde durch Rillen in den Geschützrohren wesentlich stabiler. So musste die Festung mehrmals nachgebessert werden – dies geschah allerdings erst nach dem Zusammenbruch des Bundes.
Zwischen 1876 und 1887 wurden einzelne Werke der Festung radikal umgebaut und auf dem Eselsberg zwei neue Forts errichtet, der Lehrer Turm auf dem Michelsberg wurde dagegen vollständig abgebrochen. Eine erneute Verstärkung erfuhren einige Außenforts um die Jahrhundertwende. Die Städte Ulm und Neu-Ulm kauften um die Jahrhundertwende große Teile des obsolet gewordenen inneren Festungsrings auf und ließen ihn zum Teil abbrechen, um Erweiterungen Rechnung zu tragen. 1914 wurde die Festung nochmals ausgebaut in Form von zahlreichen Betonunterständen und Schützengräben rund um beide Städte und die umliegenden Gemeinden.
Die NS-Diktatur entzog der Stadt schließlich im Jahr 1938 den Festungsstatus endgültig. Nach dem 2. Weltkrieg verfielen viele Werke zusehends, bis sich Mitte der 1960er Jahre der Tierarzt Dr. Otmar Schäuffelen und einige Helfer aufmachten, das Fort Oberer Kuhberg zu sanieren. Aus diesem Engagement ging 1974 der Förderkreis Bundesfestung Ulm e.V. hervor, der sich bis heute ehrenamtlich um den Erhalt der Festungswerke kümmert.
Weitere Informationen zu Führungen und den einzelnen Werken finden Sie auch auf meiner Festungsseite.