Alle Jahre wieder: Jährlich um den Herbstanfang steht die größte Veranstaltung des Vereins zum Erhalt klassischer Computer ins Haus: die Classic Computing. In diesem Jahr fand sie im Rahmen des Vintage Computer Festivals Berlin in der Ladestraße des Deutschen Technikmuseums statt. Ich bin mit etlichen Geräten im Gepäck am Freitag die 580 km von Neu-Ulm nach Berlin aufgebrochen, um das Atarimuseum hoffentlich würdig zu präsentieren. Mein Bruder hat mich dabei begleitet.
Bis auf zwei kurze Staus auf der A6 vor Nürnberg, deren Ursache nicht wirklich auszumachen war, sind wir bis Berlin sehr gut durchgekommen. Dort angekommen, begaben wir uns erst in unser Hotel, dem City Inn im Bezirk Schöneberg. Wir haben bei 340 Euro für 2 Personen und 6 Nächte nicht allzu viel erwartet und hatten recht: Die Zimmer waren eher auf Jugendherberge-Niveau, das Bad hatte keine Heizung und die Gänge sowie das Treppenhaus zum Hotel, das nur die dritte Etage eines ehemaligen Büro-Hochhauses belegt, war alles andere als einladend. Die Küche war relativ gut ausgestattet, wir haben sie bis auf den Kühlschrank zum Bier zwischenlagern aber nicht benutzt. Sehr gut war die Versorgung mit Lebensmitteln, denn in der näheren Umgebung befinden sich zwei große Supermärkte sowie mehrere meist orientalische Lebensmittelläden, auch das Frühstück in den nahe gelegenen türkischen Bäckereien war günstig und lecker. Die Parkplatzsituation am Hotel war – gelinde gesagt – beschissen. Auf dem Parkdeck gibt es gerade einmal vier Parkplätze für die Hotelgäste. Ich stand am ersten Abend versehentlich auf einem Parkplatz, der nicht zum Hotel gehörte und wurde von dessen Besitzer/Mieter/whatever und seiner Partnerin daraufhin ziemlich laut angepöbelt.
Weiter ging es zu einem privaten Atari-Sammler im Bezirk Prenzlauer Berg, der mir einen defekten Atari PC4 übergab. Dort konnte ich noch einige Raritäten wie das offiziell nur in Japan verkaufte Atari 2800-System bestaunen. Die letzte Station des Tages war dann die Ladestraße des Technikmuseums, wo wir das Auto dann endlich ausladen und unsere Aufstellung aufbauen konnten. Und wie immer ist der Wurm drin – für die 8-Bit-Computer hab ich alles mitgenommen, außer dem Diskettenlaufwerk. Der Fernseher ließ sich im Gegensatz zum letzten Mal nicht mit dem Handy fernsteuern, weil dem Galaxy S7 ein IR-Sensor fehlt. Der 520 ST versagte ebenfalls den Dienst, da ich beim Packen wohl ein defektes Netzteil erwischt habe, und der PC3 funktionierte gerade, wie er Lust hatte. Abends ging es dann noch in die Pizzeria nahe dem Hotel.

Samstag / Sonntag: Die Classic Computing und eine Nachtfototour
Nach einem ausgiebigen Frühstück in der Bäckerei vor dem Hotel ging es mit dem Auto zum Technikmuseum. Dadurch, dass das VCFB recht groß aufgestellt war und sehr viele Besucher kamen, blieb mir kaum Gelegenheit, mir mal andere Stände anzuschauen – ab und zu bin ich dann doch mal weggekommen. Am Puck-Man Arcade hatte ich leider keine Chance, dranzukommen, da immer eine Schlange davor war, genauso wenig am Flipper. Atari war auf dieser Messe – anders als bei vergangenen Classic-Computing-Veranstaltungen – überraschenderweise sehr stark präsent, dafür haben die Amigas leider fast vollkommen gefehlt. Während der nächsten zwei Tage hat sich an meinem Stand vor allem die Jaguar-Konsole mit Titeln wie Atari Karts oder dem Arcade-Klassiker Raiden großer Beliebtheit, aber auch der 800 XL wurde eine Zeit lang von einer Gruppe Studenten für Programmierexperimente in Beschlag genommen. Alles in allem war ich recht zufrieden mit dem Event, auch wenn nicht alles so funktionierte, wie es sollte. Nach dem zweiten CC-Tag ging es dann mit der Fotoausrüstung noch in den Bezirk Mitte, um den Reichstag abzulichten. Dann ging es weiter zum Brandenburger Tor, wo wir noch etwas vom Festival of Lights mitbekommen haben, und zum Abschluss noch zum Potsdamer Platz ins Sony-Center zum Abendessen bei Josty.


Montag: Erster Urlaubstag
Der Montag stand dann ganz im Zeichen der Berlin-Erkundung. Mit der U-Bahn ging es zum Potsdamer Platz, wo wir dann das erste Stück Berliner Mauer entdeckten. Wir kamen ins Gespräch mit einem Mann, der vor vielen Jahren aus Ostfriesland nach Berlin kam und die Teilung der Stadt quasi hautnah miterlebt hat. Mit Hilfe seiner Tipps zogen wir dann weiter in die Niederkirchnerstraße, wo ein großes Teilstück der Berliner Mauer überlebt hat. Es steht direkt neben der Gedenkstätte „Topografie des Terrors“ unweit des ehemaligen Preußischen Landtags. Hier kann man auch einiges zum Terrorregime der Nationalsozialisten dazulernen, denn hier befand sich bis zum Kriegsende die Zentrale der Geheimen Staatspolizei (GeStaPo). Ganz in der Nähe befindet sich auch das Gebäude des ehemaligen Preußischen Landtages, in dem heute der Berliner Senat untergebracht ist.

Weiter ging es dann zum Checkpoint Charlie, vor dem zwei Männer in Uniform und mit Stars & Stripes für (und gegen eine Spende auch mit) Touristen posieren, und ins Mauermuseum. Hier kann man erahnen, wie dreckig es vielen in der DDR gegangen sein muss, wenn man sich den Einfallsreichtum betrachtet, der vielen zur Flucht über die Mauer verholfen hat – eine Braut wurde in zwei nebeneinander liegenden Koffern (mit Aussparung an den Stoßkanten) herausgeschmuggelt, andere rollten am Blitzschutzleiter einer Hochspannungsleitung in den Westen, eine weitere junge Dame wurde in den Sitz eines Mini Coopers eingenäht und manch einer floh sogar mit dem Boot über die Ostsee.

Wir gingen weiter durch die Stadt, verpassten leider den Gendarmenmarkt, kamen dafür aber am Roten Rathaus und dem „Alex“ wieder raus. Der Plan, auf den Fernsehturm zu steigen, wurde angesichts der langen Warteschlange wieder verworfen – als Tipp: bucht die Tickets online im Voraus, dann erspart ihr euch die Schlange. Am Alex war aber nicht viel los mit fotografieren, hier ist gerade viel Baustellenbetrieb, hier wird die Lücke in der U-Bahn-Linie 5 geschlossen. Also weitergestapft zum Berliner Dom und zum Pergamonmuseum und anschließend zum Bode-Museum, bevor es abermals ins Regierungsviertel und zum Brandenburger Tor, dann weiter über die Straße des 17. Juni vorbei am Sowjetischen Ehrenmal zum Schloss Bellevue und zur Siegessäule. Leider hat es in der Zwischenzeit zu regnen angefangen, so dass hier nicht all zu viele Fotos möglich waren. Abendessen gabs dann wieder am Potsdamer Platz.






Dienstag: Raus aus Berlin
Leider ein trübes Wetterchen heute – trotzdem lassen wir uns davon natürlich nicht abhalten und so ging es mit der S-Bahn nach Potsdam. Übrigens ein Tipp an alle Berlin-Reisenden: Lasst das Auto stehen und nehmt euch eine „Welcome Card“ am Ticketautomaten oder am BVG-Schalter, macht die ganze Reise viel entspannter, da ihr während der Gültigkeitsdauer unbegrenzt den öffentlichen Nahverkehr nutzen könnt, mit Tarifzonen ABC sogar raus bis Potsdam. Dort angekommen, ging es erst einmal durch die Altstadt, dann durch den Park Sanssouci, vorbei am Neuen Palais (der natürlich ausgerechnet, wenn wir da sind, geschlossen hat ), und ins Schloss Sanssouci. Fotografieren darf man dort zwar gegen Gebühr, zur Veröffentlichung sind die Bilder allerdings nicht freigegeben, daher gibt es hier nur ein paar Außenansichten.



Frisch von einer Pizza gestärkt ging es dann zurück nach Berlin, dort dann in die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Breitscheidplatz und – typisch Berlin-Touris – ins KaDeWe zu einer kleinen Shoppingtour in der Süßwarenabteilung Nach einem weiteren Essen im Jostys ging es dann noch ins Kino zum Horrorfilm „Es“ nach Stephen Kings gleichnamigen Roman. Fand ich sogar besser wie den alten Film von 1990.

Mittwoch: Ins Ausland
Wenn man schon im Osten Deutschlands ist, bietet sich auch ein Trip nach Polen an. Das Wetter wurde nur geringfügig besser, d.h. es wurde von oben nicht mehr ganz so nass. Wir fuhren mit dem Auto zeitig los, unser Ziel war die polnische Stadt Szczecin (das frühere Stettin). Das Abenteuer begann schon auf der A11 in Richtung polnische Grenze, denn wenige Kilometer davor befährt man urplötzlich statt modernem Belag eine stark rissige Betonfahrbahn aus Zeiten der Reichsautobahn Berlin–Königsberg – das Tempolimit mag bei 60 liegen, aber mehr wie 40 km/h wollte ich meinem beinahe zwanzig Jahre alten Mazda dann doch nicht zumuten – ein Feldweg ist dagegen eben. In Szczecin angekommen, ließen wir das Auto an einem bewachten Supermarkt-Parkplatz stehen und gingen im ehemaligen Schloss der Pommernherzöge erst einmal was essen. Danach noch ein kleiner Rundgang durch die Altstadt, der uns dann abermals vom Regen vermasselt wurde. Also wenigstens noch ein paar Kleinigkeiten aus dem Einkaufszentrum mitgenommen und mit dem Auto zurück nach Berlin – dort ging es dann zu einem Geheimtipp: Im Stadtteil Friedrichshain haben sich zwei Ulmer niedergelassen und bieten in der Gryphiusstraße selbstgemachte und sehr leckere Maultaschen an – passend dazu der Name des Lokals: St. Mauli.


Donnerstag: Heimfahrt mit Abstecher
Schon frühmorgens waren wir auf den Beinen, denn heute stand die Rückreise ins Schwabenländle an. Das Wetter, das uns in den vergangenen Tagen so oft die Tour vermasselt hat, zeigte Gnade und so beschlossen wir, einen kleinen Umweg zu fahren und das bei Dresden gelegene Schloss Moritzburg zu besuchen. Auf der Autobahn kamen wir noch am Pannenflughafen BER vorbei, auf den sich sogar drei Flugzeuge hinverirrt hatten. Etwa zwei Stunden später kamen wir dann an der Moritzburg an, die zu unserer Überraschung nicht völlig von Touristen überlaufen wie andere Schlösser ist, es bieten sich hier tolle Gelegenheiten, Fotos zu machen. Nur das Wasser im See war recht unruhig, sodass leider kein Foto mit Spiegelung gelingen wollte.

Weiter ging es dann noch in die Sachsenmetropole Dresden. Ein P+R-Parkplatz nahe dem Einkaufszentrum Elbepark und die Straßenbahn sorgen hier für stressfreies Anreisen in die Innenstadt, das Tagesticket kostet gerade einmal 6 Euro. Von der Carolabrücke hat man einen tollen Blick auf die schön restaurierte Silhouette der Inneren Altstadt. Hier finden sich unter anderem die im Krieg zerstörte und um die Jahrtausendwende wieder aufgebaute Frauenkirche, der Lipsiusbau, der Cosel-Palais, die Hofkirche, die Semperoper, der Zwinger und der Hausmannsturm. Was mir an Dresden besonders gut gefällt, ist die Tatsache, dass am Platz rund um die Frauenkirche und am Neumarkt die Lücken der Nachkriegszeit und des sozialistischen Regimes geschlossen werden und dabei sogar die historischen Fassaden zum größten Teil wiederhergestellt werden. Zur Zeit ist die Altstadt aber mit Baustellen gepflastert, so ist unter anderem die Augustusbrücke derzeit nur für Fußgänger und Radfahrer nutzbar, vor der Semperoper und im Zwinger werden noch immer Hochwasserschäden von 2013 beseitigt. Trotzdem haben wir hier auch dank des sonnigen Wetters mehr Fotos als in den letzten beiden Tagen zusammen machen können.




Die Rückfahrt nach Ulm verlief dann störungs- und staufrei, bei Rothenburg ob der Tauber konnten wir noch einen schönen Sonnenuntergang mitnehmen.
